Wir alle nehmen täglich sehr viele Informationen auf. Wir konsumieren jede Menge Blog-Posts, Tweets, Zeitschriftenartikel, Videos, Bücher usw.. Allerdings habe ich oft das Gefühl, dass dabei zu wenig hängen bleibt. Wichtiges Wissen scheint regelrecht durch die Finger zu rieseln. Einfach ein paar schnelle Notizen zu machen ist auch nur eine bedingte Lösung, da Notizen ohne System schnell zum Chaos führen.

Ein System in dieses Chaos zu bringen versprechen Methoden zum persönlichen Wissensmanagement oder neudeutsch „Personal Knowledge Management“ (PKM). Beim PKM geht es darum, Informationen zu sammeln, zu sortieren und neu zu verknüpfen sodass daraus neue Ideen entstehen. Was in der Theorie gut klingt, ist in der Praxis allerdings gar nicht so leicht. Leider gibt es nicht „das eine Tool“ oder „die eine Methode“, die sicher zum Ziel führt.

Bei meiner Recherche bin ich allerdings auf einen interessanten Vortrag von Harold Jarche über sein PKM Framework namens „Personal Knowledge Mastery“ gestoßen. Das Framework besteht aus drei Säulen – Seek, Sense, Share.

Seek

Zunächst einmal geht es darum, relevante Informationen zu finden. Neben den üblichen Verdächtigen wie Suchmaschinen, soziale Netzwerke, Fachzeitschriften und Bücher nennt Harold Jarche hier explizit persönliche Kontakte. Persönliche Empfehlungen haben bei ihm oft einen höheren Stellenwert, weil sie sozusagen bereits gefiltert sind. Die empfehlende Person hat diese Information scheinbar als für mich relevant erachtet.

Ich habe zum Beispiel nach Möglichkeiten zum Wissensmanagement gesucht. Über Google stieß ich schließlich auf Harold Jarche’s Website, sowie seinen Vortrag „Putting people back in control of their learning“ auf Youtube.

Allgemein setze ich für die Suche nach Informationen meist auf Suchmaschinen (meist Google), Videoplattformen (YouTube, Vimeo), diverse Podcasts, soziale Netzwerke (meist Twitter), Fachzeitschriften, Bücher aber auch Usergroup-Treffen, Fachkonferenzen sowie persönliche Kontakte.

Sense

Nachdem man relevante Informationen gefunden hat, geht es darum diese Informationen in seinen persönlichen Kontext einzuordnen. In dieser Säule wird der eigentliche Mehrwert generiert. Sensemaking heißt vor allem zu experimentieren – versuchen, das Erlernte in seine eigene Welt zu integrieren. Dass nicht alles funktioniert und Fehler gemacht werden ist dabei völlig normal. Wichtig ist hierbei ein geschützter Raum, indem Fehler erlaubt sind ohne dass gleich eine Katastrophe passiert.

Als ich den Video-Vortrag von Harold Jarche gesehen habe, notierte ich die für mich relevanten Punkte in Form einer Sketch-Note (siehe unten). Zudem machte ich mir Gedanken, wie ich eigentlich mit Informationen umgehe und wo die drei Säulen „Sense, Seek, Share“ in meiner täglichen Arbeit auftauchen. Darüber hinaus sprach ich mit ein paar Kollegen über das Thema und merkte so, dass das Thema durchaus Relevanz hat.

Sketch Note zum Talk “Putting people back into control of their learning”

Allgemein muss ich sagen, dass ich diesen Part am anspruchsvollsten finde. Hier gibt es leider keine Patentrezepte; ausprobieren, hinfallen, wieder aufstehen lautet die Devise. Im Entwickleralltag gehe ich meist wie folgt vor: Entdecke ich eine neue Technologie die ich spannend finde, so probiere ich diese zuerst in einem Spielprojekt aus. Wir veranstalten in unserer Firma alle paar Wochen einen sogenannten „Exploration Day“ der genau dafür da ist – einfach mal einen Tag mit etwas Neuem zu experimentieren. Komme ich danach zum Schluss, dass diese Technologie uns weiter hilft, so versuche ich sie zunächst in weniger kritischen Bereichen eines realen Projekts einzusetzen.

Share

Ein sehr wichtiger Schritt in Jarche’s Framework ist das Teilen von Wissen. Indem man Erkenntnisse anderen mitteilt, lernt man oft selbst noch vielmehr darüber. Zudem schafft man dadurch persönliche Kontakte, die einem in Zukunft sicherlich nützlich sein können. Durch das Teilen von Wissen entstehen schließlich Netzwerke, von denen man selbst oft mehr zurückbekommt als man jemals investieren könnte.

Im Beispiel habe ich den Video Vortrag zunächst auf Twitter geteilt. Zudem habe ich die Idee in Form eines Kurzvortrages meinem Team in der Arbeit vorgestellt. Darüber hinaus habe darüber diesen Blogartikel geschrieben.

Blogartikel teile ich meist über meinen Twitter-Account. Anstatt einfach den Link zu teilen, versuche ich dem Leser einen kleinen Mehrwert in Form eines Zitats oder meiner persönlichen Meinung zu liefern. Darüber hinaus baue ich gerade diesen Blog auf. Im Berufsalltag teile ich Wissen meist (firmenintern) in Form von Vorträgen oder Workshops.

Fazit

Auch wenn Personal Knowledge Mastery nichts bahnbrechend Neues ist, so trifft Harold Jarche allerings mit den drei Säulen „Seek, Sense, Share“ den Nagel auf den Kopf. Gerade darum geht es beim Wissensmanagement. Vor allem der starke Fokus auf das Teilen von Wissen und den Aufbau von persönlichen Netzwerken ist in einer immer komplexer werdenden Welt wichtig. Es ist als Einzelner einfach nicht mehr möglich, einen Gesamtüberblick über ein Themengebiet zu bekommen.

Falls Du das Wissensmanagement Framework von Harold Jarche genauso spannend findest wie ich, dann fange jetzt mit der Umsetzung an. Teile diesen Artikel zusammen mit einem persönlichen Statement in einem sozialen Netzwerk oder schicken den Link an eine Person, die Deiner Meinung nach von Personal Knowledge Mastery profitieren könnte.